115 Jahre Feuerwehr Dittelstedt

Aus der Chronik anlässlich "115 Jahre Feuerwehr Dittelstedt"

Die Freiwillige Feuerwehr ist einer der traditionsreichsten und verdienstvollen Vereine Dittelstedts.

Er war und ist, wie auch der Männergesangsverein "Cäcilia 1880", neben seiner verantwortungsvollen Hauptaufgabe, der Brandbekämpfung, Hauptaktivposten uns Antriebsfeder des gesellschaftlichen Lebens in Dittelstedt.

Am 29. September 1879 in einem Schriftstück des Königlichen Landrats Müffing erstmal erwähnt bestand die Freiwillige Feuerwehr sicher schon lange Zeit vorher und überdurchgeführte Bekämpfungen größerer und kleinerer Brände, für die 20 Pumpbrunnen und 2 Dorfteiche als Löschwasserreservoir zur Verfügung standen, kann man auch in der alten Ortschronik von Dittelstedt immer wieder lesen. So findet man unter dem Jahr 1831 z. B. folgende Eintragung:

"Am 31. Oktober d.j. früh nach vier Uhr brach in der Wohnung des hiesigen Einwohners Heinrich Wagner auf dem Boden Feuer aus, welches mit so einer Schnelligkeit um sich griff, daß nach Verlauf einer Stunde, ungedacht dass größte Windstille herrschte, das besagte Wohnhaus nebst Scheune, wie auch die Scheune des Christoph Schröder, trotz aller möglichen Anstrengungen der zur Rettung herbeigeeilten Menschen, ein Raub der Flammen wurden. Um dem Feuer Einhalt zu thun, musste der Schuppen des Gottfried Henning und der Stall des Christoph Schröder niedergerissen werden. Außere den genannten Gebäuden verlor der Herr Schröder außer mehreren Futterkräutern die ganze Ernte. Über die Entstehung des Feuers ist nichts ermittelt worden. Unter dem zu Rettung herbeigeeilten Mannschaften zeichneten sich besonders die Melchendorfer durch ihre Tätigkeit aus."

Ein weiteren Eintrag über ein größeres Feuer findet sich unter dem Jahr 1834. Leider ohne auf die Brandbekämpfung einzugehen berichtet der damalige Chronist:

"Am 24. Mai des Morgens brach hier zu Dittelstedt Feuer aus, welches in kurzer Zeit das Waschhaus und die Scheune des Karl Schwade, die Scheune und den Stall des Nikolaus Rosenstengel und dem Stall des Johannes Hoffmann, zusammen mit 625 Taler versichert, einäscherte. Über die Entstehung des Feuers ist nichts ermittelt worden."

Inwieweit es sich damals aber schon um organisierte Brandbekämpfung handelte, läßt sich nur vermuten, der Hinweis auf die Leistungen der Melchendorfer Mannschaft lässt diesen Schluss aber zu und auch auf Dittelstedt zu übertragen.

Zur Standardausrüstung der Ortsfeuerwehr, die um 1876 aus einem Oberfeuerwehrmann und vier Feuerwehrmännern bestand, gehörten damals folgende Gegenstände: 1 Saug- und Schlauchspritze, die 1873 von der Firma Sorge angefertigt wurde, 80 m Schlauch, 8 Paar Schrauben (vermutlich Verbindungsstücke), 3 Feuerleitern, 11 Feuerhaken, 20 Feuereimer, 1 Feuerseil, 1 Löschwisch und 12 Armbinden.

Die Gesamtkosten der Feuerwehrausrüstung Dittelstedts betrugen damals 161,46 Mark, wobei der Anteil der persönlichen mit 141,00 Mark und der Anteil der nichtpersönlichen Ausrüstung mit 20,46 Mark angegeben wird.

Die persönliche Ausrüstung jedes Feuerwehrmann bestand damals aus einer Jacke (je 10,00 Mark), einen Gurt (9,75 Mark). Der Oberfeuerwehrmann erhielt darüber hinaus noch eine Leine mit Signalpfeife für 6,00 Mark. Jeder fünfte Mann der Feuerwehr erhielt außerdem eine nichtpersönliche Ausrüstung, die aus einer Welle an der Spritze (18,00 Mark), einen Schlauchschlüssel (1,10 Mark), einen Schlauchhalter (0,66 Mark) und einer Räumnadel (0,70 Mark) bestand.

Wenn man weiß, dass viele Häuser auf dem Lande bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts noch aus Holz gebaut und mit Stroh gedeckt waren, lässt sich ahnen, wie schnell es bei dem ständigen Gebrauch der offenen Flame zum Kochen und zur Beleuchtung zum Brand kommen konnte und das Brände deshalb bei aller Vorsicht auch nicht selten waren. Damit bei diesen Bränden aber nicht durch Funkenflug auf die Strohdächer der Nachbarhäuser ganze Ortschaften vernichtet werden konnten, wurden 1854 die §§. 18 und 19 der Feuer-Ordnung vom 4. April 1834 für die Landesgemeinden des Kreises Erfurts verändert und es heißt nun u.a.

"§. 18 Neue Dachdeckungen mit Stroh sind u n b e d i g t verboten und nur Ziegel Eindeckungen zulässig. Bis zum Ende des Jahres 1862 müssen sämtlich sämtliche jetzt noch vorhandene Strohdachungen beseitigt werden. § 19 Es dürfen deshalb Ausbesserungen der noch vorhandenen Strohdächer mit Stroh von jetzt ab jetzt nicht mehr stattfinden;... Auch die vorhandenen Holzschindeldächer sollen bei eingetretener Reperaturbedürftigkeit wenn irgend möglich, in Ziegeldächern, oder wo dies nach landräthlichen Ermessen nicht zulässig ist, in Lehmschindeldächer verwandelt werden Erfurt, den 21. Juni 1854 Der königliche Landrat: v. Hanstein

Mit dieser Verordnung, die im Kreisblatt des Erfurter Landrats- Amtes von 1854 veröffentlicht wurde, versuchte man u. a. den damaligen Möglichkeiten der Vorbeugung gerecht zu werden, natürlich ohne letztlich Brände verhindern zu können.

In der anlässlich 115-jährlichen Gründungsfeier, die wegen ihrer Verknüpfung mit der Einweihung des neuen Gerätehaus erst etwa verspätet im Juni 1995 stattfand, herausgegebenen Festschrift werden die herausragenden Leistungen der Freiwilligen Feuerwehr Dittelstedts, soweit sie heute noch belegbar sind, aufgelistet und gewürdigt, so dass hier weitgehend darauf verzichtet werden kann. Bei unzähligen Brandeinsätzen konnten die Dittelstedter ihre hohe Leistungskraft unter Beweis stellen, wobei gerade in den letzten Jahren durch die gewachsene Verkehrsdichte immer mehr Einsätze auch bei Verkehrsunfällen und bei der Rettung von Autounfallverletzten notwenig waren.

Auch bei Großbränden und Katastropheneinsätzen über die Ortsgrenzen hinaus "Standen sie ihren Mann", z.B. bei der Bekämpfung des Großbrandes der Erfurter Ölmühle 1985, beim Großbrand der Gaststätte "Braugold" am Anger am 22. Februar 1985 bei -20° oder beim Brand im Erfurter Centrumwarenhaus am 27. Juni 1985, ebenso wie bei der Bekämpfung der Hochwasserschäden im August 1981 oder im April 1994. Immer waren auch sie schnell zur Stelle und hundertprozentig einsatzbereit.

Entscheiden Einfluß auf diese Erfolgreiche Entwicklung der Dittelstedter Freiwilligen Feuerwehr hatten die jeweiligen Brandmeister, Kommandostellenleiter, Wehrleiter bzw. Wehrführer. Angeführt wird die Reihe durch Brandmeister Julius Lange, der um die Jahrhundertwende bis 1929 die Wehr leitete, ihm folgte bis 1946 der Milchhändler Albin Gorbracht, dann wurde Gerhard Nack Kommandastellenleiter, gefolgt von Günter Schirm und Clemens Weidenhaun. Ab 1957 war Wolfgang Hellmuth und ab 1965 Martin Leiter der Feuerwehr. 1974 übernahm der Technologe Bernd Thieme die Wehr und formierte sie neu. Unter der Leitung erlebte die FF Dittelsedt eine besonderen Aufschwung. Im Oktober 1975 konnte das neu erbaute geräumige Gerätehaus am Lindenplatz übergeben werden. Damit erhielten die Kameraden optimale Ausbildungsmöglichkeiten und eine großen Zulauf. Außerdem entstand eine Frauengruppe.

Ebenfalls 1975 erreichte die Wehr die Leistungsstufe III, der später die II und die I folgten. Die hohe Leistungsfähigkeit sich auch durch den Sieg beim Stadtausscheid der Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Erfurt im Jahre 1981 und die Érringung des Wanderpokals des Oberbürgermeister, ein Erfolg, der noch zweimal wiederholt werden konnte und der damit den endgültigen Besitz des Wanderpokals brachte. Ab 1994 leitet Frank Hellmuth als Wehrleiter die Dittelstedter FF und setzt erfolgreich die guten Traditionen fort. Nicht unerwähnt soll deshalb auch die gute Kinder- und Jugendarbeit bleiben, die z.B. durch die Einladung zum Empfang des damaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Roman Herzog anläßlich seines Besuches in Erfurt 1994 seine Anerkennung fand. Auch der Bau des neuen Feuerwehrgerätehaus ist Anerkennung für bisher geleistete hervorragende Arbeit, zumal die Wehr mit diesem Neubau eines der schönsten Feuerwehrhäuser Thüringens erhielt.

Die Kameradinnen und Kammeraden der FF Dittelstedt genießen in der Bevölkerung hohe Anerkennung, Achtung und Respekt. Mit der Gründung des Fördervereins am 17. 11. 1990 wurde darüber hinaus ein Verein geschaffen, der unter der Leitung von Uwe Hellmuth und ab 1993 unter der Führung von Ilona Peterseim nach anfänglichen Mißverständnissen erheblich zur Gestaltung des Gesellschaftlichen Lebens im Ortsteil und zum Wohle aller Dittelstedter Bürger beitrug bzw. beiträgt und heute etwas über 50 Mitglieder hat.

Aus der Chronik anlässlich "115 Jahre Feuerwehr Dittelstedt"