Sa, 01. November 2008, 17:00 - 20:00 Uhr

Explosion an Schule

Am Wasserturm

Einsatzübung Verband Mitte

 

Thüringer Allgemeine Online vom 30.10.2008:

 

Eine Schule explodiert

ERFURT. Kein Grund zur Panik. Natürlich fliegt keine Schule einfach so in die Luft. Am kommenden Samstag wird nur der Ernstfall geprobt. Mit einer Simulation durch die Erfurter Feuerwehr. Am Samstag übt der Feuerwehrverband Erfurt-Süd von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr die Zusammenarbeit im Ernstfall: Eine Explosion in einer Schule wird simuliert. Das Szenario geht von einer 24-köpfigen Schulklasse plus Lehrer im Gebäude aus. Als Einsatzstelle dient eine leerstehende Schule Am Wasserturm 4. Hier wurden einst Reichsbahn-Lehrlinge ausgebildet. Seit Jahren steht das abgelegene Bauwerk leer. Und eignet sich daher ideal für den Übungszweck. Für die Feuerwehrleute stellt sich die Situation so dar: Teile der Gebäudekonstruktion werden bei der fiktiven Explosion des Gasflaschenlagers in der Schule zerstört. Der Keller steht in Flammen. Da sich zum Zeitpunkt des Zwischenfalls noch Personen im Haus befinden, ist mit Verletzten und eventuell Verschütteten zu rechnen. Durch die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehreinheiten Dittelstedt, Ilversgehofen und Melchendorf gemeinsam mit der Löschgruppe Rohda werden die Aufgaben der Menschenrettung, Löschwasserförderung und der Brandbekämpfung geübt. Gleichzeitig wird eine Technische Gruppe des Technischen Hilfswerks die Sicherung des Gebäudes mit ihren technischen Mitteln üben. Die Leitung der Einsatzübung erfolgt durch den Verbandsführer Erfurt-Süd. Die vermeintlichen Unfallopfer werden durch Statisten des Deutschen Roten Kreuzes und der Johanniter Unfallhilfe simuliert, der Brand des Kellers durch eine Nebelmaschine simuliert. Auch die Explosion einiger Gasflaschen wird nachgestellt. Und selbst an die Versorgung aller Mitwirkenden wurde gedacht: es gibt Bockwurst und kalte bzw. heiße Getränke.

 

 

Thüringer Allgemeine Online vom 03.11.2008:

 

DRAMATISCHES SZENARIO: Eine Explosion in einer Schule gefährdet die darin lebende Hausmeisterfamilie sowie das ganze Gebäude. TA-Foto: P. RIECKE

Explosion am Wasserturm

Samstag probten Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr den Ernstfall. In einer Übung retteten sie fünf Personen nach einer Gasexplosion aus einer Schule. Es war die erste Übung der Freiwilligen Wehren Erfurts in dieser Größenordnung. 50 Kameraden und 13 Fahrzeuge kamen zum Einsatz.

ERFURT-SÜD. Das Szenario ist schrecklich: Am Samstag kam es in den Abendstunden zu einer Explosion im Gasflaschenlager einer Schule. Aufgrund der Stärke der Explosion stürzte die Decke des darüber liegenden Raumes ein. Der Keller stand in Flammen. 17.30 Uhr ging in der Leitstelle Erfurt der Notruf der Hausmeisterfamilie ein. Sie berichtete aufgeregt von einer lauten Explosion, bat um schnelle Hilfe durch die Feuerwehr. Nähere Angaben zu Personen und Verletzten machten sie zu diesem Zeitpunkt nicht. So die Ausgangslage der Übung. Eine reale Explosion gab es natürlich nicht. Das baufällige Gebäude nahe des Wasserturms, eine ehemalige Schule der Bahn, steht seit Jahren leer und ist auch ohne reale Explosion ein gefährliches Terrain für die Retter. Nebelmaschinen und Dunkelheit sorgten zusätzlich für erschwerte Bedingungen bei der Übung. Zurück zum Übungsgeschehen. Sofort nach dem Notruf wurden die Freiwilligen Feuerwehren Dittelstedt, Büßleben und Melchendorf verständigt. Knapp 10 Minuten dauerte es bis die ersten Einheiten vor Ort waren. Einsatzleiter und Chef des Feuerwehrverbandes Mitte, Jan Kerkmann, war einer der ersten am Unfallort. Er verschaffte sich einen Überblick über die Lage und das Gelände. Ersten Einschätzungen zu Folge ging er von rund sechs Personen im Objekt aus und entschied sich für einen zweigeteilten Angriff. 17.50 Uhr startete ein Angriffstrupp durch die Fenster in das Untergeschoss der Schule. Mit Atemmasken ausgestattet, sollten sie die Brandursache herausfinden und nach vermutlich vermissten Personen suchen. 18.05 Uhr bargen die Retter die erste verletzte Person aus dem Keller.

Auf der anderen Seite der Schule hörten die Feuerwehrmänner Hilfeschreie aus dem zweiten Obergeschoss. Sie entdeckten mehrere Personen. Über tragbare Leitern versuchten sie zu den schreienden Opfern zu gelangen. Ein Zugriff über das Treppenhaus war unmöglich. Während weitere Einheiten gegen die fiktiv brennenden Propangasflaschen vorgingen, nutzten die Feuerwehrleute nun ihrer Leitern, um die Eingeschlossenen zu bergen. Einsatzleiter Kerkmann hatte in der Zwischenzeit bereits den Rettungsdienst zur Behandlung der Verletzten und das Technische Hilfswerk zur Gebäudeabsicherung angefordert.

18.33 Uhr. Rund eine Stunde nach dem Notruf waren alle Personen aus dem Gebäude geborgen. Die insgesamt fünf Verletzten, dargestellt durch Statisten des Deutschen Roten Kreuzes, wurden im Rettungszelt behandelt und betreut. Die brennenden Propangasflaschen waren gelöscht, die anderen wurden sicherheitshalber gekühlt. Das Gebäude wurde notdürftig abgestützt.

Im Großen und Ganzen waren die Beobachter, hauptsächlich Kameraden der Berufsfeuerwehr, mit ihren Partnern der Freiwilligen Feuerwehr zufrieden. "Es war der erste Einsatz dieser Art, bei dem das Zusammenspiel der Freiwilligen Feuerwehren getestet wurde. Die wesentlichen Elemente der Übung können als erfolgreich bezeichnet werden", so Uwe Seils, Beobachter und Leiter Sachgebiet Gefahrenabwehrplanung bei der Erfurter Berufsfeuerwehr, in einer Kurzeinschätzung zu Übungsende. Die massivsten Kritikpunkte richten sich auf die von der Feuerwehr verstellten Anfahrtswege, so dass nachfolgend der Rettungswagen und das Technische Hilfswerk blockiert waren, auffallend verspätet zum Einsatzort gelangten. Auch die nichteindeutige Zuordnung der verantwortlichen Führungskräfte wurde bemängelt. "Unsere fünf Beobachter werden sich in den nächsten Tagen zusammensetzen und die Übung analysieren", so Dietmar Adlung, Pressesprecher der Berufsfeuerwehr. Jan-Paul SCHMIDT