Mo, 27. November 2006, 04:44 - 06:15 Uhr

Zimmerbrand

Niedernissa, Querweg

11 Einsatzkräfte, HLF, TLF

 

Thüringer Allgemeine Online vom 27.11.2006:

 

Tückischer Qualm

Ein 54 Jahre alter Mann ist gestern früh nach einem Schwelbrand in einer Niedernissaer Wohnung gestorben. Sein Bruder (56) schwebte gestern Abend noch in Lebensgefahr.

NIEDERNISSA. Gisela Schmidt und ihr Mann Dieter, die im Parterre wohnen, hatten gegen 4.15 Uhr Gepolter aus der Wohnung über ihnen vernommen. "Wir haben auch so etwas wie einen Knall gehört", erinnert sie sich. Kurz darauf sprang der Rauchmelder in ihrem Flur an, riss das Ehepaar mit seinem Ohren betäubenden Signal endgültig aus dem Schlaf. "Ein Glück, dass wir den schon lange haben", geht es ihr gestern mehrfach durch den Kopf. Zunächst vermuten die Schmidts die Ursache für den Qualm in ihrer eigenen Wohnung, können aber nichts finden. Im Bad wundern sie sich über die Abdeckklappe der Entlüftung, die es von der Wand auf den Fußboden geschleudert hat. Über den Entlüftungsschacht war der Rauch in ihre Wohnung eingedrungen.Sie suchen im Haus weiter, versuchen telefonisch Kontakt mit den Mietern in der Wohnung über ihnen aufzunehmen. Obwohl sie wissen, dass die beiden Männer eigentlich da sein müssten, reagiert keiner. "Wir sind dann an die Tür, haben geklingelt und geklopft. Als wieder nichts passierte, haben wir den Notruf gewählt", erzählt Gisela Schmidt.Polizisten treffen als erste am Unglücksort im Querweg 3 ein, beginnen mit der Evakuierung der drei Etagen des Mehrfamilienhauses. Die Mieter harren in beheizten Polizeitransportern aus. Auch Ines Gerstberger ist froh, dass sie heil ins Freie kam. Sie wohnt über der Brandwohnung und hat es ihrer Katze zu verdanken, dass sie wach wurde. Der Kater, offenbar durch den Rauch in Unruhe versetzt, lief zu ihr ans Bett und stakste auf ihr herum. "Meine Wohnung war verqualmt, das Treppenhaus ebenfalls", schildert sie.Noch bevor die Feuerwehr eintrifft, tritt ein Beamter vom Revier Süd die Tür zur Brandwohnung ein. "Wegen des starken Rauchs war aber kein Reinkommen", erklärt Polizeisprecher Manfred Etzel. Feuerwehrleute holen die beiden regungs- losen Mieter schließlich heraus. Männer der Berufs- sowie der freiwilligen Wehr Dittelstedt gehen sofort zur Reanimation über, holen die Opfer ins Leben zurück. Dennoch erliegt einer der Bewohner (54) gegen 7 Uhr im Katholischen Krankenhaus seinen Verletzungen. Sein Bruder (56) ist ebenfalls schwer gezeichnet von den Folgen des Rauchgases. Er rang gestern Abend im Klinikum weiter mit dem Tod. Sein Leben hänge am seidenen Faden, urteilen die Mediziner.Kriminalisten inspizierten den Tatort mehrere Stunden und suchten nach der Ursache. "Der Schwelbrand ging von der Couch in der Stube aus und wurde vermutlich durch glühende Asche ausgelöst, die in eine Spalte gefallen ist", gab Polizeisprecher Etzel bekannt. Der weitgehend auf die Brandwohnung beschränkte Sachschaden liege bei 20 000 Euro."Dieses Unglück wäre mit einem Rauchmelder vermeidbar gewesen", ist sich Feuerwehrsprecher Roland Poser sicher. Solch ein Gerät "sollte zum Standard einer Wohnung gehören". Er könne jedem die Anschaffung nur ans Herz legen. Rauchmelder gebe es heutzutage in preiswerter und guter Ausführung zugleich. "Die Gesundheit, das Leben sollte es allemal wert sein", so Poser.

Jörg HEISE 27.11.2006