31. März 2010, 12:40 - 18:15 Uhr

Gefahrgutunfall - Überörtliche Hilfeleistung

Autobahn A4 bei Mellingen

HLF

 

 

Thüringer Allgemeine Online

Ein brennender Gefahrguttransporter blockierte am Mittwoch die Autobahn A 4 bei Magdala. Das Löschen und Bergen der giftigen Fracht dauerte den ganzen Tag. Lange war unklar, woraus genau die Ladung besteht. Richtung Dresden verlangte die Vollsperrung von den Autofahrern sehr viel Geduld.
Magdala. Er steht bei den Feuerwehrleuten und wärmt sich mit einem Kaffee. Doch Kevin Hartwigs größte Sorge galt gestern Morgen seinen Kollegen. Diese quälten sich Richtung Dresden mühsam durch einen kilometerlangen Stau und Umleitungen.
Zwischen Mellingen und Magdala musste die Autobahn Richtung Jena komplett gesperrt werden. Auch auf der Gegenseite fuhr stundenlang nichts mehr. Ein Gefahrguttransporter war in Brand geraten und hatte auf dem Standstreifen des dreispurigen Abschnitts gestoppt.
"Ich hatte an der Raststätte Eichelborn Zigaretten geholt", erzählt Kevin Hartwig, der 29-jährige Fahrer. "Als ich wieder zu meiner Zugmaschine kam, sah ich aus dem Sattelauflieger Qualm aufsteigen: Nur noch runter von der Raststätte, dachte ich."
Beim Losfahren rief er die Feuerwehr. Es fand sich aber kein Platz neben der Autobahn, um den Lkw mit der schwelenden Ladung abzustellen.
Kurz vor halb sechs ging sein Notruf ein. Feuerwehr und Polizei rückten sofort aus. Die Alarmpläne für einen Gefahrgutunfall wurden abgearbeitet.
In den Transportpapieren aus Frankreich war die Ladung mit einem Nummerncode benannt. Zudem wussten die Einsatzkräfte vom Fahrer, dass es sich um Filterrückstände einer Rauchgasanlage handelte, verpackt in großen Ballen.
"Genaueres können wir nicht sagen", erklärte Polizeieinsatzleiter Anton Wahling an der Unglücksstelle: "Wir haben zwei unterschiedliche Codenummern."
Um niemanden zu gefährden sperrte die Polizei anfangs die Autobahn beim Unglücksfahrzeug in beide Richtungen. Zudem wurde eine 50-Meter-Zone eingerichtet, in die ohne Schutzanzug kein Helfer gehen durfte.
Die Ladung galt als hochgiftig, wenn sich Dämpfe bilden.
Aus Weimar, später zur Entlastung auch aus Jena und Erfurt rückte die Berufsfeuerwehr an. Das Weimarer Land schickte seinen Gefahrgutzug. Noch vor dem Löschen hatte der Polizeihubschrauber mit einer Wärmebildkamera die qualmende Ladung unter der Lkw-Plane analysiert. Im vorderen Teil schwelten die Ballen bei mehr als 137 Grad. Um die Gefahr zu bannen, wurde Schaum gesprüht. So konnte die Temperatur immerhin gesenkt werden. Probleme bereiteten den Einsatzkräften anfangs immer wieder viele aufflackernde Glutnester.
Nach Angaben der Einsatzleitung bestand für die umliegenden Gemeinden keine unmittelbare Gefahr durch austre-tenden Dämpfe. Dafür machte den Anwohnern das Verkehrschaos mit den vielen Lastern auf der Umleitung zu schaffen.
Besonders betroffen war Jena. Am Abend verschärfte sich dort die Situation noch durch das Spiel des FC Carl Zeiss Jena.
Denn das Bergen der giftigen Ladung, die zur Endlagerung nach Bernburg in Sachsen-Anhalt gebracht werden sollte, zog sich bis nach 20 Uhr hin. Die unbeschädigten Ballen waren kein großes Problem. Aber der verbrannte Teil der Filterabfälle musste von einer Spezialfirma in fünf gesondert gesicherte Container verladen werden.
Drei Tag sei er von La Rochelle an der französischen Atlantikküste unterwegs gewesen, meinte Kevin Hartwig mit einem Blick auf das Treiben. Dass er zwei Nächte in seinem Lkw geschlafen habe, beängstigte ihn immer mehr: "Kein Mensch denkt doch an so etwas."